Wie alle Organisationen litt auch der Zollgrenzschutz in Folge des Deutsch-Sowjetischen Krieges im Juni 1941 an Personalmangel und hatte große Schwierigkeiten, genügend Kräfte für die Besetzung der immer größer werdenden Einsatzgebiete bereitzustellen. Probleme bereiteten vor allem die Abgaben von erfahrenem Personal an die Wehrmacht, was auch mit den als Ersatz vorgesehenen Hilfsgrenzangestellten kaum aufgefangen werden konnte.

 

Krimtataren

Nachdem der Zollgrenzschutz Schwarzes Meer Anfang 1942 auf der Krim ankam, litt auch er unter ständigem Personalmangel und begann Ende des Jahres im Ausbildungslager Jursuff ca. 200 Krimtataren für den Streifen- und Postendienst auszubilden. Schnell häuften sich Beschwerden über Nachlässigkeiten im Dienst, Disziplinlosigkeit und Alkoholmissbrauch. Von knapp 50 namentlich bekannten Angehörigen erhielten ca. 25% Arreststrafen von bis zu 5 Monaten, ein Großteil wurde im Februar und Juli 1943 entlassen, der Rest desertierte bis auf 5 Mann im Oktober 1943.

 

Turk-Legionäre

zgsh01Auch die Wehrmacht litt durch die hohen Verluste an der Ostfront unter Personalmangel und warb unter den sowjetischen Kriegsgefangenen Freiwillige an, die nach Nationalitäten gegliedert in den sogenannten Ostlegionen (z.B. Turkestanische Legion, Georgische Legion etc.) dienten. Um die ständigen Personalabgaben an die Wehrmacht zu kompensieren, vereinbarten Anfang April 1943 das Reichsfinanzministerium und der Generalquartiermeister (Generalstab des Heeres) die Überstellung von 500 Turk-Legionären im Gegenzug für die Freigabe von 500 Zöllnern der Jahrgänge 1906 und 1907. Von den Legionären waren 300 Mann für die Ostgrenze des Generalgouvernements und 200 Mann für die Grenze zwischen der Ukraine und Transnistrien vorgesehen. Etwa 80 der für die Ukraine vorgesehenen Legionäre erhielt die Befehlsstelle Kamenez-Podolsk.

Das Wehrmachtskommando der Ostlegionen war weiterhin Gerichtsherr und stellte die geistige Betreuung sicher, als Ersatztruppenteil fungierten die abgebenden Legionen. Die einschlägigen Vorschriften der Wehrmacht galten anscheinend auch im Zollgrenzschutz fort. Die Kommandostelle des Zollgrenzschutzes im Generalgouvernement hatte einen Sachbearbeiter für die Turk-Legionäre zu ernennen, der beim Kommando der Ostlegionen zu schulen war. Die Legionäre wurden feldmarschmäßig ausgerüstet und mit Waffen an den Zollgrenzschutz übergeben.

Mitte 1943 befanden sich die Achsenmächte schon deutlich in der Defensive. Im Februar 1943 fiel Stalingrad, im Mai kapitulierten die Truppen in Afrika, im Juli landeten die Alliierten auf Sizilien und die Schlacht bei Kursk konnte im Juli das Blatt im Osten auch nicht wenden. Den Legionären dürfte spätestens jetzt klar geworden sein, dass ihre Zukunft in deutschen Diensten mehr als unsicher war und so kam es vermehrt zur Fahnenflucht. Als Folge verlegte die Wehrmacht ihre Ostlegionen im Oktober 1943 in den Westen. Nach dem sich die Desertionen auch im Zollgrenzschutz häuften, gab die Kommandostelle des Generalgouvernements alle Legionäre wegen Unzuverlässigkeit im Januar 1944 an die Wehrmacht zurück, die Hauptbefehlsstelle Ukraine dürfte ähnlich verfahren haben.

 

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