Vor einiger Zeit bekam ich Fotos des Bezirkszollkommissariats Arcachon, auf denen auch die Dienstgebäude zu sehen sind. Arcachon ist ein hübscher Ort an der französischen Altantiküste, westlich von Bordeaux, der als mondäner Badeort und für die Wanderdüne Dune du Pilat bekannt ist. Wie so oft in den besetzten Gebieten, sind auch vom Zollgrenzschutz Frankreich keine Adresslisten bekannt, sodass der genaue Standort der Gebäude nicht herauszufinden war. Adresslisten waren damals aber auch nicht nötig, da Einheiten der Wehrmacht, Dienststellen des Zollgrenzschutzes usw. ausgeschildert waren. Auf größeren Plätzen und an Straßenecken standen Wegweiser (sogenannter Schilderwald), die einen zum Ziel leiteten. Post des Zollgrenzschutzes wurde in Frankreich auch nicht mit der zivilen Post verschickt, sondern mit der militärischen Feldpost und vor Ort mit Boten verteilt.
Evelyne Weber, die mit Arcachon-Nostalgie.com eine wirklich bemerkenswerte Webseite betreibt, konnte die Fotos der Adresse 11 Boulevard de l'Océan zuordnen. Das Gebäude hat sich äußerlich zwar verändert, ist aber zumindest noch erhalten, während die Nachbargebäude leider durch gesichtslose Neubauten ersetzt wurden. Es wurde im Sommer 2024 renoviert, was zumindest seine Erhaltung vermuten lässt.
Das Bezirkszollkommissariat Arcachon wurde ungefähr im Juli/Oktober 1940 errichtet und unterstand zunächst der Befehlsstelle Biarritz, später der Befehlsstelle Bordeaux. Ihr waren etwa 130 Männer und ca. 10 Grenzaufsichtsstellen zugeordnet. Ob das Gebäude von Anfang an genutzt wurde, ließ sich noch nicht feststellen. Das Aufgabenspektrum umfasste die zöllnerische Überwachung des Hafens und der Fischerei sowie die Überwachung der Küstenregion auf Schmuggel, Anlandung von Spionen und verdächtigen Schiffsbewegungen auf dem Meer. Ende August 1944 traten die Zoll-Dienststellen in der Region den Rückzug in Richtung Elsass an, während das BZKom Arcachon seine Fahrzeuge an die Wehrmacht abgeben musste und so von der französischen Résistance eingeholt wurde und sich ihr schließlich ergab.
Links: Angehörige des BZKom am Eingang zum Gelände im November 1942
Rechts: Die heutige Ansicht
Das linke Gebäude war vermutlich der Dienstsitz, während das rechte Gebäude wohl als Unterkunft genutzt wurde
Das Dienstgebäude wurde äußerlich stark verändert, während die Grundform aber unverändert blieb
Auch der Eingang hat sich deutlich verändert, während die Treppe nahezu im Ursprungszustand belassen wurde
Blick auf das Unterkunftsgebäude