Schon vor Inkrafttreten der Weimarer Verfassung am 11.08.1919 verfügte Reichspräsident Friedrich Ebert am 21.03.1919 die Bildung des
• Reichsfinanzministeriums (zuständig für Steuern und Zölle) und des
• Reichsschatzministeriums (zuständig für Einnahmen ohne Steuern und Zölle, sowie Verwaltung und Verwertung von Reichseigentum).
Bis dahin war die Zollverwaltung Sache der deutschen Bundesstaaten und entwickelte sich über Jahrhunderte von einer zergliederten Verwaltung mit Zollgrenzen auch innerhalb "Deutschlands" zu einer preußisch dominierten Form.
Als Eckpfeiler der nach dem damaligen Finanzminister Matthias Erzberger benannten Erzberger'schen Finanzreform trat am 01.10.1919 das Gesetz über die Reichsfinanzverwaltung in kraft, welches erstmals eine einheitliche Finanzverwaltung schuf. Zwar hatten die Länder auch weiterhin einen gewissen Einfluss, z.B. bei der Besetzung von Führungspositionen, jedoch gab es nun erstmals einheitliche und klare Strukturen.
Dem Reichsfinanzministerium wurden als Behörden auf Landesebene die Landesfinanzämter, diesen wiederum die Hauptzollämter, Zollinspektionen (1928 in Bezirkszollkommissariate umbenannt) und Zollaufsichtsstellen nachgeordnet. Hauptzollämter, Zollinspektionen und Zollaufsichtsstellen an der Grenze erhielten den Zusatz (G), Dienststellen ohne Grenzen den Zusatz (St). Es gab zunächst 25 Landesfinanzämter, davon 21 mit Grenze. Zuständig für die Bewachung der Grenze war der Zollgrenzdienst als Vorläufer des Zollgrenzschutzes, der 8.112 km Grenze (4.512 km Landgrenze, 1.719 km Seegrenze, 1.871 km Wassergrenze) zu bewachen hatte, dafür standen etwa 8.000 Mann zur Verfügung.
Die erste Hälfte der 1920er Jahre war bestimmt vom organisatorischem Auf- und Umbau der Finanzverwaltung. Hierbei war vor allem die Harmonisierung der unterschiedlich geprägten ehemaligen Landesverwaltungen einschließlich Dienstgraden, Laufbahnen und zollrechtlicher Vorschriften. Politisch war die erste Hälfte der 1920er Jahre sehr unruhig und viele Seiten unterminierten das Fundament der noch jungen Republik. Wirtschaftlich stand Deutschland auf wackeligen Beinen und erste die Einführung der Rentenmark konnte die Hyperinflation stoppen. Schmuggel war in den frühen 20er Jahren ein Problem und konnte durch den viel zu geringen Grenzschutz kaum eingedämmt werden. Als die Franzosen im Jahr 1923 das Rheinland militärisch besetzten nach Differenzen über die deutschen Reparationsleistungen besetzten, wurden einige hundert Angehörige der Reichsfinanzverwaltung aus dem Gebiet verwiesen. Das Reichsfinanzministerium veröffentliche Ehrenlisten mit den Verwiesenen, die aktiven oder passiven Widerstand geleistet hatten, nannte aber auch Personen, die den Besatzern zu entgegenkommend waren. Zu Beginn der 20er Jahre musste das Ministerium sparen und wies die Beamten an, bestimmte Mengen an Kohle zur Beheizung der Diensträume selber beizusteuern.
Die Nationalsozialisten griffen ab Januar 1933 auch in den Zollgrenzdienst ein. Jüdische und unliebsame Beamte und Angestellte wurden in der Folgezeit entfernt. Die Dienstkleidung wurde wieder Uniform und erhielt ein militärisches Aussehen. Größere Umorganisationen in der Gliederung erfolgten vorerst nicht. Um die ständige Personalknappheit zu begrenzen wurden in mehreren Schüben Angehörige der SA und SS als Hilfsgrenzangestellte übernommen.
Mitte der 1930er Jahre kamen Pläne auf, den Zollgrenzdienst in die militärische Reichsverteidigung einzubauen. Gedanken waren dabei, dass im Vorfeld einer eventuellen militärischen Auseinandersetzung der Gegner versuchen würde, Spione, Saboteure und Militär unbemerkt über die Grenze zu bringen. Weiterhin galt es, Vorgänge des Gegners an der Grenze zu beobachten und im Falle von bewaffneten Auseinandersetzungen den Gegner bis zum Eintreffen des eigenen Militärs aufzuhalten. Dabei sollte durch einen direkten und dauerhaften Einsatz der Reichswehr bzw. Wehrmacht keine Provokation ausgelöst werden. Für diese Aufgabe schien der Zollgrenzdienst bestens geeignet, wobei die Personaldecke dazu viel zu dünn war. Darauf hin wurde der Verstärkte Grenzaufsichtsdienst (VGAD) ins Leben gerufen.
Zwischen 1935 und 1938 gründete man in Bautzen, Berlin, Flensburg, Krefeld, Lauf, Mölln, Sigmaringen, Velen, Velten und Waldenburg Zollschulen, die im Wesentlichen zur Ausbildung des Grenzaufsichtspersonals bestimmt waren.
Nachdem Heinrich Himmler die SS zum Sicherheitsorgan der NSDAP aufgebaut hatte und Kontrolle über die Polizei erlangt hatte, war es sein Bestreben Kontrolle über sämtliche Sicherheitsorgane zu bekommen. So auch über den dem Reichsfinanzministerium unterstehende Zollgrenzdienst.
So kamen im Laufe des Jahres 1936 immer wieder Meldungen von der Grenze über Grenzerkundungen der SS, bei denen Informationen über die Stärke, Organisation und Ausrüstung des ZGD gesammelt wurden. Anscheinend wurde man sich im Reichsfinanzministerium recht schnell über die Hintergründe klar und hielt die Dienststellen an der Grenze zu höherer Aufmerksamkeit und Berichterstattung an das RFM an. Die Fäden liefen dabei beim Leiter der Zollabteilung im RFM, Ministerialdirektor Willy Ernst, zusammen, der jedoch plötzlich Mitte März 1937 verstarb.
Kurz danach, am Samstag, dem 20.03.1937 traf im RFM ein Fernschreiben des preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring ein, der fast alle Reichsminister für den 22.03.1937 zu einer Besprechung lud. Thema sollte die Sicherheit des Staates, insbesondere die Bewachung der Grenzen sein. Im RFM vermutete man, dass es sich dabei um einen Griff Himmlers nach dem ZGD handelte. In der wenigen verbleibenden Zeit wurden vom Leiter des Organisations- und Grenzreferates in der Zollabteilung des RFM, Rudolf Mitze, und seinen Mitarbeitern Unterlagen zusammengestellt. Gleichzeitig wurde der Oberfinanzpräsident von Brandenburg, Johannes Hoßfeld, vom Staatssekretär Fritz Reinhardt (Minister Schwerin von Krosigk war dienstlich verhindert) zum Generalinspekteur des Zollgrenzschutzes ernannt. Dies war die erste Verwendung des Begriffes Zollgrenzschutz.
Im Gespräch am Montag sagte Göring zu Beginn, dass er seitens Hitler die Ermächtigung habe, den Zollgrenzdienst im Rahmen des bevorstehenden Besuchs Mussolinis von der Grenze ablösen und durch die SS und die Polizei ersetzen zu lassen. In der Folge ergab sich eine mehrstündige hitzige Diskussion, in der die falschen Informationen von Himmler offensichtlich wurden. Göring ordnete darauf hin an, dass der Zollgrenzdienst an der Grenze zu bleiben habe, jedoch der Polizei ein entsprechender Einfluss zu gewähren sei.
In der Folgezeit wurde als Bestandteil der SS, die Grenzpolizei ins Leben gerufen, die oft parallel zum ZGS an der Grenze stationiert war und das alleinige Recht zur Passnachschau hatte. Dort, wo die Grenzpolizei diese Aufgabe nicht wahrnahm, wurde sie im Auftrag durch den ZGS ausgeführt.
Im Jahr 1937 traten eine Reihe von Reformen in Kraft. Im August wurde eine neue Bekleidungsordnung eingeführt, die mit den Traditionen der Zollverwaltung brach und der Uniform ein militärisches Aussehen gab. Die Landesfinanzämter wurden in Oberfinanzpräsidien umbenannt und es wurden Vorbereitungen für die Schaffung des Verstärkten Grenzaufsichtsdienstes getroffen.
Am 10.03.1938 erhielt der VGAD an der Grenze zu Österreich seine Einberufung, die bis zum 14.03.1938 in Kraft blieb. Am gleichen Tag rückten ZGS-Kommandos an die österreichischen Außengrenzen vor. Schon am 24.03.1938 wurde die österreichische Bundesfinanzverwaltung in die Reichsfinanzverwaltung eingegliedert, was mit der Errichtung der Oberfinanzpräsidien Niederdonau, Oberdonau, Graz und Innsbruck bis zum Sommer dauerte.
Ab Mitte des Jahres zog die Sudetenkrise herauf. Am 14.09.1938 wurde an der deutsch-tschechischen Grenze der VGAD einberufen, kurze Zeit später die militärische Grenzwacht. Nach der Beilegung der Krise und dem Einrücken der Wehrmacht am 01.10.1938 rückte der VGAD am 13.10.1938 an die Demarkationslinie vor. Erst zum Jahreswechsel wurde der VGAD abberufen und der ZGS folgte wieder seinen üblichen Aufgaben. Im Sudetenland wurden die neuen Oberfinanzpräsidien Karlsbad und Troppau gegründet.
Am 08.11.1938 verübte Georg Elser ein Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller und wurde kurz vor dem Erreichen der Schweizer Grenze vom Zollgrenzschutz Konstanz verhaftet.
Stiftung des Zollgrenzschutz-Ehrenzeichen am 17.02.
Im Vorfeld der Besetzung der Rest-Tschechoslowakei (Protektorat Böhmen-Mähren) wurde an der neuen deutsch-tschechischen Grenze der VGAD am 14.03.1939 einberufen. Am 16.03.1939 rückten 2.150 Mann an die Außengrenzen gegen Polen vor. Als am 01.10.1940 auch die Zollgrenze zwischen dem Protektorat und dem Reich fällt wurde, konnte der VGAD zurückgenommen werden. Es wurde das Oberfinanzpräsidium Böhmen und Mähren gegründet.
Nach der Rückgabe des Memellandes an das Deutsche Reich am 22.03.1939, rückte der Zollgrenzschutz am 23.03.1939 zum einen mit dem Zollkreuzer Yorck in den Hafen der Stadt Memel, und mit ca. 700 Mann über Land ein (siehe auch Bild des Monats Juli 2004).
Im Oktober wird das Zollgesetz verkündet, der den Zollgrenzschutz auf die Bezirkszollkommissariate und die nachgeordneten Dienststellen beschränkt.
Nach der Besetzung Polens rückte der Zollgrenzschutz ab Oktober 1939 an die Außengrenzen des Generalgouvernements vor. Die Ost-Grenze des Reichs bleibt ebenfalls besetzt.
Noch während der Kämpfe im Westen wurde Mitte des Jahres über die ZGS-Dienststellen entschieden. Die Erste wurde im Juni 1940 in Scheveningen aufgebaut. In kurzer Folge kamen weitere in den Niederlanden und Belgien dazu, ab August 1940 wurden sie auch im besetzten Frankreich aufgebaut. Nach der Besetzung Dänemarks wurden auch dort Zollgrenzschützer eingesetzt, die jedoch nach einem Abkommen mit der dänischen Regierung nicht offen auftreten durften, sondern als Küstenwachabteilungen der Marine ihren Dienst taten. Im August 1940 wurde die Zollverwaltung Belgien dem Oberfinanzpräsidium Köln unterstellt, die von Elsass-Lothringen dem Oberfinanzpräsidium Württemberg.
Gründung der Zollschule Lochau in Bregenz im Januar.
Nach der Besetzung Jugoslawiens und dessen Aufteilung kam es zu Stationierungen in Serbien ab Juli 1941.
Im Spätsommer werden Dienststellen von der Ostgrenze des Generalgouvernements in die Ukraine verlegt, der ursprünglich in Ostgalizien aufgebaute ZGS geht im Generalgouvernement auf.
Hinter den Heeresgruppen Nord, Mitte und Süd werden drei gleichlautende ZGS-Bereiche eingerichtet.
Ende 1942 wurde im Norden des Baltikums der ZGS Ostland aufgebaut, wobei nicht klar ist, ob der ZGS Nord entsprechend umgewandelt wurde, oder eine neue Dienststelle aufgebaut wurde.
Errichtung einer zentralen Hauptbefehlsstelle in den besetzten Niederlanden um die dortigen Dienststellen zu koordinieren.
Nach dem Austritt Italiens aus der Achse kommt es ab November 1943 auch zum Einsatz in Oberitalien und Albanien. Hierbei wurden vornehmlich am Schwarzen Meer und in Frankreich freigewordene Zollgrenzschützer eingesetzt.
Das Jahr 1944 war von zunehmenden Partisanentätigkeiten in allen Einsatzgebieten bestimmt. Oft war es Aufgabe des ZGS, im Hinterland der Front gegen Partisanen vorzugehen.
Die dem weit entfernten Oberfinanzpräsidium Innsbruck unterstehenden Dienststellen in Oberitalien erhielten am 01.04.1944 eine zentralen Hauptbefehlsstelle, die am 01.06.1944 durch eine Kommandostelle ersetzt wurde.
Die Invasionen im Süden und Norden Frankreichs führten zu schnellen Absatzbewegungen der ZGS-Dienststellen. Die gleichzeitig einsetzenden starken Partisanentätigkeiten behinderten dies jedoch kosteten den ZGS viele Opfer. Wo möglich, traten Dienstellen Spanien (zwecks Internierung) und nach Oberitalien über.
Nach dem Hitler-Attentat im Juli wurde der Zollgrenzschutz am 31.07.1944 auf Befehl Hitlers der SS unterstellt. Unverzüglich wurden die Führungspositionen mit SS- und Polizeipersonal besetzt. Während dies im Reichsgebiet überwiegend durchgeführt werden konnte, gelingt dies in den besetzten Gebieten nicht überall.
Im Oktober wurde auf persönlichen Befehl Himmlers in Donaueschingen die Einsatzgruppe Oberrhein aufgestellt. Sie bestand aus 14 Bataillonen und fasste alle greifbaren Zollgrenzschützer zusammen. Erst zu Schanzarbeiten an der deutsch-französischen Grenze eingesetzt, wurden sie schnell in Kampfhandlungen verwickelt und erlitten hohe Verluste. Auch im Osten existierten zum gleichen Zeitpunkt mehrere ZGS-Bataillone.
Errichtung der Befehlsstelle Oslo auf Anforderung des Befehlshabers der Sicherheitspolizei Norwegen mit einer etwa 200 Mann starken ZGS-Gruppe.
Am 02.05. wurde der ZGS wieder dem Reichsfinanzministerium unterstellt. Am 08.05. endet der Krieg.