Während des Krieges galt es die Truppen bei Laune zu halten und Abwechslung zum Alltag zu bieten, insbesondere da viele Standorte abgelegen in kleinen Dörfern lagen. Außer dem üblichen Tagesablauf mit Streifegehen, Bürodienst, Ausbildung, etc. gab es nicht viel. Die Wehrmacht sowie die Organisation Kraft durch Freude (KdF) hatten unter verschiedenen Bezeichnungen laufende Theater, die reisend oder an festen Standorten für Zerstreuung sorgten.
Im Bezirk des schlesischen Hauptzollamtes Bielitz (heute Bielsko in Polen) lag die 1941 aufgestellte Zollgrenzschutz-Ausbildungskompanie Wadowitz. Den Abschlussabend eines Lehrgangs im Jahr 1941 gestaltete der ZGS-Reservist und Varieté-Künstler Erich Eckebrecht anscheinend so eindrucksvoll, dass ihn der Oberfinanzpräsident Troppau mit dem Aufbau einer Wandertruppe beauftragte. Weitere Reservisten, sowie zwei weibliche Vertragskräfte, kamen als Verstärkung hinzu. Nach einem ersten Unterhaltungsabend in Wadowitz bereiste die Bühne Dienststellen in Oberschlesien, im Generalgouvernement und anderen östlichen Einsatzgebieten. Der Zollgrenzschutz im Generalgouvernement plante die Aufstellung einer eigenen Bühne, setzte dies aber 1942 aus, nachdem man mit dem OFP Troppau eine Vereinbarung schließen konnte. Generell entstanden den Auftrittsorten keine Kosten, dort war jedoch für Unterkunft, Verpflegung und Weiterreise zu sorgen. Zunächst mit Kraftfahrzeugen ausgerüstet, fielen diese nach und nach aus, bzw. konnten wegen des allgemeinen Benzinmangels nicht mehr betrieben werden. So blieb nur der Transport mit der Bahn oder auf Holzgas umgerüsteten Fahrzeugen.
Der OFP Troppau konnte zunächst keine marktüblichen Gehälter zahlen und so wechselte das weibliche Bühnenpersonal häufiger. Erst Mitte 1944 konnte auf dem Verwaltungsweg eine Vereinbarung erzielt werden, sodass ebenfalls um 900 Reichsmark im Monat gezahlt wurden. Erich Eckebrecht verließ die Bühne kurzfristig Ende Mai 1944 und wechselte in die Dienste der Deutschen Arbeitsfront. Die Bühne bestand mindestens noch bis August 1944 und dürfte dann durch die Rückzüge im Osten aufgelöst worden sein. Für weitere Zollgrenzschutz-Bühnen in anderen Einsatzgebieten gibt es bisher keine Anzeichen.
Im September 1942 schrieb Bühnenleiter Eckebrecht im Namen seiner Familie an das Grenzreferat des Oberfinanzpräsidiums Troppau und gab einen knappen Bericht über die aktuelle Tournee (Bild rechts). Zu dem Zeitpunkt befand sich die Bühne im Bereich der Befehlsstelle 9 des Zollgrenzschutzes Süd in der Ukraine, der ZGS Süd unterstand verwaltungsmäßig ebenfalls dem Oberfinanzpräsidium in Troppau.
Erich Eckebrecht entstammte einer Künstlerfamilie aus dem Südharz. Vor dem Krieg gehörte er den Original 3 Eberty's an ("Ein eleganter Herr, eine charmante Dame, ein fescher Boy"), bei denen es sich möglicherweise um seine Familie handelte. Eckebrecht trat als Balancekünstler und Zirkus-Artist auf.